Unsere Arbeit: Bayerische …

… Kirchengeschichte meint die Geschichte des Christentums auf dem Territorium des Anfang des 19. Jahrhunderts geschaffenen neuen Staates Bayern, und zwar insgesamt, von der späten Römerzeit, über das Mittelalter, die Reformation und die Neuzeit bis in die unmittelbare Gegenwart. Sie umfasst also die gesamte Kirchengeschichte sämtlicher Vorgängergebiete des “neuen Bayern” – das weit über die „altbayerischen“ Grenzen hinausreicht.

Mit Franken, Bayerisch-Schwaben und der Oberpfalz gehören zu Bayern auch Regionen, in denen seit der Reformation unterschiedliche evangelische Kirchenwesen in zahlreichen einzelnen Territorien und Städten bestanden. Dies waren:

die beiden markgräflich-brandenburgischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth,

die bedeutenden, sogar international ausstrahlenden Reichsstädte Nürnberg, Augsburg und Regensburg sowie die kleineren Reichsstädte Memmingen, Lindau, Kempten, Kaufbeuren, Donauwörth, Nördlingen, Dinkelsbühl, Weißenburg, Windsheim, Rothenburg und Schweinfurt,

Grafschaften wie Oettingen, Pappenheim, Schwarzenberg-Seinsheim, Wolfstein (das “Landl” um Sulzbürg) und Ortenburg (bei Passau), die wittelsbachischen Fürstentümer Pfalz-Amberg, Pfalz-Neuburg/Sulzbach und schließlich, kaum überschaubar,

die zahlreichen Adelsherrschaften in Franken und Schwaben. Seit 1921 gehört auch die Luther-Stadt Coburg und ihr Umland zu Bayern.

Die verschiedenen Kirchenwesen dieser einzelnen Territorien wurden im neuen Königreich Bayern seit 1806 zu einer Landeskirche zusammengefasst. Selbständig geworden erhielt sie 1921 den Namen: „Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern“ (ELKB) – eine mit ihren Wurzeln tief zurückreichende, an spirituellen und kulturellen Schätzen und Tradionen reiche, vielfältige und auch heute lebendige Kirche.

Wenn auch die Vorgeschichte und Geschichte der ELKB im Mittelpunkt der Arbeit des Vereins für bayerische Kirchengeschichte (VBKG) steht, so geschieht diese Arbeit doch bewusst in ökumenischer Aufgeschlossenheit zur Erforschung römisch-katholischer Kirchengeschichte (in den Diözesen Würzburg, Bamberg, Eichstätt, Regensburg, Augsburg, München-Freising und Passau). Seit jeher gehören auch römisch-katholische Kirchenhistoriker dem Vorstand des VBKG an. Doch nicht nur die Entwicklungen in den großen Kirchen, auch alle “freien” Strömungen des Christentums in Bayern stehen im Blick des VBKG sowie nicht zuletzt die Geschichte der christlich-jüdischen Beziehungen.

Der VBKG wurde im Jahr 1924 aus der kirchenhistorischen Sektion des Pfarrervereins heraus gegründet. Erster Vorsitzender war Pfarrer Karl Schornbaum (1875-1953), ein bedeutender Landeshistoriker, der im Jahr 1931 zum ersten Direktor des neu errichteten Landeskirchlichen Archivs in Nürnberg bestellt wurde. Eine prägende Bedeutung für den VBKG hatten auch Archivdirektor Matthias Simon (1893-1972) und Archivarin Helene Burger (1907-1989). Zur Institution des Landeskirchlichen Archivs der ELKB besteht weiterhin eine enge Verbindung.

Auch zahlreiche Kirchenhistoriker der evangelisch-theologischen Fakultäten in Bayern und bayerische, schwäbische und fränkische Landeshistoriker haben sich mit ihren Studenten und Doktoranden eingebracht. Genannt seien nur die Professoren Wilhelm Maurer (1900-1982), Gerhard Pfeiffer (1905-1996), Friedrich Wilhelm Kantzenbach (1932-2013), Alfred Wendehorst (1927-2014), Gerhard Müller, Horst Weigelt und Wolfgang Sommer.

Zusammen mit den historischen Vereinen anderer Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) steht der VBKG in kontinuierlichem Austausch in der „Arbeitsgemeinschaft Deutsche Landeskirchengeschichte“ (ADLK).

Als Verein fördern wir die Arbeit in der “bayerischen Kirchengeschichte” durch die Herausgabe wissenschaftlicher Publikationen. Durch Tagungen fördern wir den fachlich-persönlichen Austausch aller, die sich in der Erforschung der “bayerischen Kirchengeschichte” engagieren und oder auch nur für sie interessieren. Wichtig ist uns, auch die Perspektive der Gemeinden und Regionen zur Geltung zu bringen. Und: wir sind aufgeschlossen für alle, auch kritischen Zugänge, die zu mehr (historischer) Erkenntnis verhelfen, um die Gegenwart und die Zukunftsaufgaben von Kirche und Gesellschaft besser zu verstehen.

Wir freuen uns über Unterstützung und besonders natürlich besonders über jedes neue Mitglied!